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Sony Alpha 7 Testbericht

Redaktion, 22. August 2014
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Mit der A7 (und der A7R) hat Sony seit Kurzem zwei Systemkameras im Programm, die der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus sind: Ihr Sensor hat die Fläche eines Kleinbildnegativs. Bei der A7 (um die es hier geht) löst dieser Vollformat-Sensor 24 Megapixel auf, bei der A7R sind es gar 36 Megapixel. Beste Voraussetzungen für eine exzellente Bildqualität bringt die A7 also mit. Doch können Ausstattung und Leistung ebenfalls die großen Wünsche erfüllen, die der formidable Bildsensor bei anspruchsvollen Fotografen wecken?

( Rezensionen)

POSITIV

  • + exzellente Bildqualität, auch bei hohen ISO-Werten
  • + durchdachtes Bedienkonzept
  • + Funktionsumfang kann mit App erweitert werden

Negativ

  • - etwas geringe Serienbildrate
  • - kein Bordblitz

Aufstieg ins Vollformat

Retro scheint derzeit angesagt zu sein. Zumindest bei anspruchsvollen Systemkameras. Und so nimmt auch das Design der Sony Alpha 7 (so der volle Name der Kamera) deutliche Anleihen am Kamera-Look der 70er Jahre. Auf der Topplatte thront ein mächtiger Sucherbuckel, der rechts von zwei üppig bemessenen Einstellrädern flankiert wird. Trotz dieser Anbauten wirkt das Design der A7 nicht derart zerklüftet wie das der Olympus-OM-D-Familie.

Kamera-Look der 70er Jahre

Bei der A7 spannt Sony eine Hülle aus robustem Kunststoff über ein Chassis aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung. Ein Gehäuse komplett aus diesem leichten und zähen Metall bleibt der deutlich kostspieligeren A7R vorbehalten. Einen speziellen Spritzwasserschutz versagt Sony aber beiden Zwillingsschwestern.

Ergonomie und Bedienung

Eine gute Ergonomie war schon immer das Kennzeichnen der Kameras von Sony, da macht auch die A7 keine Ausnahme. Ein ordentlich nach vorne gezogener Handgriff verleiht der Kamera einen guten Halt, selbst falls ein schweres Telezoom angesetzt ist. Die wichtigsten Bedienelemente sind für den Zeigefinger beziehungsweise Daumen der rechten Hand mühelos erreichbar. Zudem gibt es ein eigenständiges Einstellrad exklusiv für die Belichtungskorrektur. Wie es sich für eine anspruchsvolle Systemkamera gehört, bietet Sony für die A7 zudem einen optionalen Hochformatgriff an, der gleich zwei Akkus aufnimmt.

Der Handgriff verleiht der Kamera guten Halt

Auf den ersten Blick hat Sony die A7 mit recht wenigen Bedienelementen ausgestattet. Dennoch lassen sich alle Funktionen, die man im täglichen Einsatz so benötigt, sehr bequem aufrufen: Gleich acht Schalter und Taster können Sie nämlich mit einer Funktion Ihrer Wahl belegen. So passt sich die Kamera an den Fotografen und nicht umgekehrt. Damit nicht genug: Die A7 bietet zudem ein Schnellmenü, das bis zu Einstellungen aufnimmt – welche, das lässt sich ebenfalls ganz individuell festlegen. Da verzeiht man Sony gerne, dass die A7 auf ein Touch-Display verzichtet.

Der elektronische Sucher (EVF) der A7 löst mit rund 2,5 Millionen Punkten derart fein auf, dass das Sucherbild klar und detailliert wie bei einem DSLR-Sucher erscheint. Beeindrucken ist zudem, wie genau der EVF auch noch feinste Helligkeitsabstufungen reproduziert. Da ist eine Belichtungskorrektur nur nach Augenschein problemlos möglich. Bei Bedarf lassen sich aber auch wichtige Zusatz-Informationen im Sucher einblenden, etwa eine elektronische Wasserwaage oder ein Live-Histogramm. Die A7 schaltet übrigens automatisch vom Display auf den Sucher um, sobald man die Kamera vors Auge nimmt.

Das Display der A7 lässt sich nach oben oder unten klappen, jedoch nicht seitlich ausschwenken. In der Praxis reicht das jedoch völlig für bodennahe Aufnahmen oder Über-Kopf-Fotos, ohne das sich der Fotograf artistisch verrenken muss. Gelungen ist auch das Hauptmenü: Sony teilt es übersichtlich in Registern auf, lange Listen zum Durchscrollen gibt es nicht.

Ausstattung und Funktionen

Wenngleich Sony mit der A7 auf den anspruchsvollen Fotografen abzielt, kommen auch weniger erfahrene Hobbyfotografen gut mit der Kamera klar. Die Kamera bietet gleich zwei Vollautomatiken, die einem wirklich alles abnehmen. Eines der beiden Rundum-sorglos-Programme nimmt dabei je nach Bedarf automatisch Verbundaufnahmen auf. Dabei verschmilzt mehrere Fotos zu einem Bild mit einer deutlich verbesserten Bildqualität, etwa deutlich reduziertem Rauschen bei Nachtaufnahmen oder besseren Tonwerten bei sehr kontrastreichen Motiven. Diese Funktionen lassen sich jedoch auch gezielt aufrufen, wenn Sie nicht die Vollautomatik verwenden möchten. Zudem gibt es eine Panorama-Funktion, die ein Breitbild aufzeichnet, während Sie die Kamera über die Szenerie schwenken.

Die Sony A7 bietet reichlich Funktionen

Standards wie eine automatische Gesichtserkennung hat die A7 natürlich an Bord. Aber noch mehr: Der Augen-AF findet zuverlässig eine Pupille im Portrait und stellt zielsicher auf das Auge scharf. So gelingen Ihnen auf Anhieb Portrait-Aufnahmen mit sehr geringer Schärfentiefe – eine clevere Idee von Sony. Genauso pfiffig ist die Zebra-Funktion, die aus dem Video-Bereich kommt. Sie markiert eine Motivpartie mit einem bestimmten Helligkeitswert (zum Beispiel 70 Prozent für Hauttöne) und hilft Ihnen so, Ihre Fotos perfekt zu belichten.

State of the art ist das Blitzsystem der A7, allerdings mit einem kleinen Nachteil: Der Kamera fehlt ein Bordblitz. Das ist etwas schade, denn selbst ein leistungsschwacher Lichtspender reicht oftmals, um beispielsweise ein Portrait im Gegenlicht aufzuhellen. Bei der A7 müssen Sie dafür einen externen Systemblitz verwenden. In den Zubehörschuh der A7 passen übrigens nicht nur Blitzgeräte, sondern weiteres Zubehör von Sony. Etwa Videoleuchten oder ein Stereomikrofon – Video-Enthusiasten werden es zu schätzen wissen.

Überhaupt macht die Sony A7 auch als Videokamera eine gute Figur. Sie filmt in Full-HD-Auflösung mit 60 Vollbildern pro Sekunde – mehr bietet derzeit nur die Panasonic GH4. Videofilmer wird freuen, dass die A7 praktisch alle Aufnahmefunktionen bietet, die es auch bei Fotoaufnahmen gibt. Wahlweise lassen sich Belichtung und Fokus manuell einstellen, ebenso die ISO-Zahl, sogar einige Effektoptionen funktionieren bei Filmaufnahmen.

Einen Bildstabilisator gibt es bei Sony aber nur, wenn das verwendete Objektiv damit ausgestattet ist. Das gilt derzeit für die Zoomobjektive zur A7, jedoch nicht für die Festbrennweiten. Überhaupt ist das Angebot an Vollformat-Objektiven speziell für die A7 noch recht dünn, für ein ausgereiftes Angebot ist das System einfach noch zu jung. Als kleine Entschädigung gibt es immerhin Adapter, über die sich Objektive mit dem von Minolta stammenden A-Bajonett anschließen lassen; wahlweise sogar mit Autofokus.

Die Oberseite der A7

Leistung

So gut ausgestattet die A7 auch sein mag, die schnellste Kamera ist sie nicht. Das gilt sowohl für die Serienbildrate wie auch für den Autofokus. Sind schnelle Bildserien gefordert, nimmt die A7 rund sechs Fotos pro Sekunde auf. Dabei führt sie jedoch den Fokus nicht nach, die Entfernungseinstellung bleibt auf das erste Bild der Serie fixiert. In der Praxis ist das wenig hilfreich, insbesondere bei Motiven, die sich auf die Kamera zu bewegen oder von ihr fort.

Sony A7 (5 von 7)Soll der Fokus kontinuierlich nachgeführt werden, ist die Serienbildrate spürbar geringer. Immerhin bietet die Kamera einen sehr einfach zu handhabenden Lock-on-Autofokus. Sobald sie in diesem Modus das sich bewegende Motiv erkannt hat, wird es im Sucher mit einem Rahmen markiert, der das Actionmotiv sicher festhält.

Einzelbilder stellt die A7 dagegen relativ rasch scharf. Auch auf Benutzereingaben reagiert die Kamera zügig. Nur beim Einschalten benötigt sie etwas lange, bis sie startklar ist.

Und noch aus der Seitenperspektive...

Wiedergabe und Konnektivität

Wie inzwischen fast schon üblich, verzichtet auch die A7 nicht auf ein WiFi-Modul. Sie nimmt drahtlos Kontakt mit einem Mobilgerät oder einem Rechner im Netzwerk auf und kann dann Aufnahmen auf das angebundene Gerät übertragen. Vom Smartphone oder Tablet aus lässt sich die A7 aber auch fernsteuern, sogar einen Touch-Auslöser gibt es dann auf dem Display des Mobilgeräts.

Ähnlich wie ein Smartphone lässt sich der Funktionsumfang der A7 mit sogenannten Camera Apps erweitern. Teilweise bietet Sony sie kostenlos an, teilweise kosten sie bis zu 10 Euro. Auf diese Weise erhält die A7 zum Beispiel Funktionen zur nachträglichen Bildbearbeitung, die ihre standardmäßig fehlen. Das ist einerseits begrüßenswert, andererseits bietet die Konkurrenz einige der nachrüstbaren Möglichkeiten bereits von Haus aus. Immerhin hat Sony auch ein paar Apps mit Spezialfunktionen im Angebot, die sich so bei keiner anderen Kamera finden. Etwa die App »Professionelle Reihe«, die zum Beispiel während einer Reihenaufnahme die Fokuseinstellungen variiert.

Bildqualität

Die Sony A7 ist (zusammen mit Ihrer Schwester A7R) die erste und derzeit einzige Systemkamera mit einem Vollformatsensor. Das bedeutet, ihre lichtempfindliche Fläche entspricht der eines Kleinbildnegativs. Bezogen auf die Fläche löst der Bildwandler der A7 mit 24 Megapixel moderat hoch auf. Das lässt Spitzenwerte beim Rauschverhalten und dem Dynamikumfang erwarten.

Beispielaufnahme 1

Beispielaufnahme 2

Diese Erwartungen erfüllt die A7 in der Tat: Ob Sie mit der Basisempfindlichkeit von ISO 100 oder mit ISO 800 fotografieren, spielt keine Rolle: Rauschen ist bestenfalls zu erahnen, Farben und Tonwerte differenziert die A7 auf höchstem Niveau. Aber auch bei ISO 6400 ist die A7 noch gut zu gebrauchen. Auch deshalb, weil das dann leicht sichtbare Rauschen sehr feinkörnig ist und den Aufnahmen durchaus eine analoge Anmutung verleiht. Exzellent ist zudem der Dynamikumfang der A7, selbst hohe Motivkontraste meistert sie lässig. Farben gibt die A7 sehr natürlich wieder, mit einem ganz leicht kühlen Unterton.

Selbst das preisgünstige Kit-Objektiv kann das gute Bild nicht trüben. Es löst an der A7 sehr hoch auf, lediglich im Weitwinkelbereich und bei Offenblende wirken die Bildränder weich. Farbsäume an Kontrastkanten sind jedoch kein Thema, wohl auch, weil die A7 diesen und andere Abbildungsfehler elektronisch korrigiert. In der Summe setzt sich damit die A7 bei der Bildqualität deutlich von der Konkurrenz ab.

Fazit

Dank Vollformatsensor lässt die Sony A7 alle anderen Systemkameras bei der Bildqualität klar hinter sich. In dieser Hinsicht bietet sie ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis. Aber auch die Ausstattung ist nicht von schlechten Eltern. Einzigartig ist die Möglichkeit, den Funktionsumfang der Kamera mit Apps erweitern zu können. Leichte Schwächen zeigt die A7 bei der Serienbildgeschwindigkeit. Gut durchdacht ist dagegen das Bedienkonzept, dank vieler individualisierbarer Knöpfe lässt sich die A7 gut auf Ihre Bedürfnisse zuschneiden. Dass Sony der A7 einen Bordblitz verwehrt hat, mag für eine Kamera mit professionellem Anspruch hinnehmbar sein – in der Praxis fehlt er dennoch. Das gilt umso mehr, als sich die A7 mit ihren durchdachten Automatiken durchaus auch für Fotografen mit weniger Erfahrung eignet.

( Rezensionen)

POSITIV

  • + exzellente Bildqualität, auch bei hohen ISO-Werten
  • + durchdachtes Bedienkonzept
  • + Funktionsumfang kann mit App erweitert werden

Negativ

  • - etwas geringe Serienbildrate
  • - kein Bordblitz
Endnote 1,6 Gut

Testergebnis

Wie wir bewerten?
  • Verarbeitung/Design
    2.0
     
  • Bedienung
    1.5
     
  • Ergonomie/Haptik
    1.5
     
  • Funktionen/Ausstattung
    2.0
     
  • Leistung
    2.5
     
  • Bildqualität
    1.0
     
  • Videoqualität
    1.5
     
  • Wiedergabe/Konnektivität
    2.0
     
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