Sony Alpha 6000 Testbericht
Redaktion, 13. November 2014Mit der Alpha 6000 oder kurz A6000 verabschiedet sich Sony von der Bezeichnung NEX für die hauseigenen Systemkameras. Dabei ist die A6000 waschechter Nachfolger der NEX-6 und löst gleichzeitig auch das bisherige Spitzenmodell NEX-7 ab. Abgesehen von der Namensänderung hat sich einiges mehr getan: Mit rund elf Bildern pro Sekunde ist die A6000 die derzeit schnellste Systemkamera, gleichzeitig hat Sony den Einstiegspreis deutlich reduziert. Abstriche bei den Funktionen und der Bildqualität der Kamera brauchen Sie dadurch jedoch nicht zu befürchten.
Inhaltsverzeichnis
Design und Verarbeitung
Das Design der Alpha 6000 folgt der Linie, die Sony bereits mit der NEX-7 vorgegeben hatte: Ein handlicher Quader mit einem ausgeprägtem Handgriff rechts und einem elektronischen Sucher, der an der linken Seite sitzt. Damit sieht auch die A6000 eher wie eine große Kompaktkamera aus und weniger wie eine ausgewachsene Systemkamera. Dass Sony die Alpha 6000 komplett aus Kunststoff fertigt, ist kein Nachteil, das Gehäuse wirkt durchaus robust. Nur die silberne Variante macht in der Hand dann doch klar, dass es kein Metall ist, was hier so verführerisch glänzt.

Das Design der Alpha 6000
Ergonomie und Bedienung
Das kompakte Gehäuse der A6000 hat prinzipiell einen Nachteil: Es bietet wenig Platz für Schalter und Knöpfe. Viele Hersteller machen dieses Manko zum Beispiel durch einen Touchscreen wett. Sony geht einen anderen Weg: Die A6000 ist gleich mit sieben Knöpfen versehen, die Sie frei mit einer Funktion Ihrer Wahl belegen können. Zusätzlich gibt es ein Schnellmenü, das den Zugriff auf zehn Einstellmöglichkeiten nach nur einem Knopfdruck erlaubt. Auch dieses Schnellmenü lässt sich komplett individualisieren.
Obwohl die Kamera recht zierlich ist, liegt sie gut in der Hand – zumindest mit dem Kit-Objektiv. Setzt man dagegen ein schweres Tele an, wird die Kombination doch arg kopflastig. Dafür verschwindet die Sony Alpha 6000 samt Kit-Objektiv schnell in der Manteltasche, das Set ist kaum größer als eine professionelle Kompaktkamera.

Die Systemkamera liegt gut in der Hand
Sony hat zwar die Auflösung des elektronischen Suchers gegenüber der Vorgängerin reduziert, gleichzeitig aber die Optik des Sucherokulars verbessert. Unterm Strich geht diese Sparmaßnahme voll in Ordnung, das Sucherbild der A6000 gefällt vor allem durch seine sehr gute Kontrast- und Farbwiedergabe, die einem optischen Sucher bereits sehr nahe kommt. Auch das rückwärtige Display kann sich sehen lassen, ist aber weiterhin nur nach oben und unten klappbar, jedoch nicht zur Seite schwenkbar.
Die allerwichtigsten Funktionen stellt man bei der A6000 mit einem griffigen Programmwählrad ein, weitere dann via Tasten und im Schnellmenü. Das Hauptmenü der Kamera muss man daher selten aufsuchen. Für Kenner des NEX-Systems wartet hier dann allerdings eine weitere Überraschung: Sony hat sich vom bunten aber unübersichtlichen Menü aus der NEX-Epoche verabschiedet, das Hauptmenü der A6000 präsentiert nun alle Befehle in direkt anwählbaren Registern. Geblieben ist es jedoch dabei, dass Sony der A6000 keine Ladeschale für den Akku beilegt. Es gibt nur ein kleines Netzgerät, das den Akku in der Kamera auffrischt.
Ausstattung und Funktionen
Traditionell versieht Sony seine Kameras eher mit nützlichen Assistenzfunktionen als mit einer Vielzahl undurchschaubarer Vollautomatiken, da macht auch die Alpha 6000 keine Ausnahme. Dazu zählt etwa eine HDR-Automatik, die sehr kontraststarke Motive bändigt. Oder eine Panorama-Funktion, bei der Sie die Kamera über die Szenerie schwenken, während Sie den Auslöser gedrückt halten. Neu hinzugekommen ist jetzt die aus dem Videobereich bekannte Zebra-Funktion. Sie schraffiert Motivpartien mit einem vorher festgelegten Helligkeitswert im Sucherbild. Eine clevere Idee, denn so sehen Sie sofort, welche Bildpartien eventuell überbelichtet werden. Weggefallen ist dagegen die elektronische Wasserwaage, mit deren Hilfe sich die NEX-6 noch exakt ausrichten ließ.

Die Rückseite der Alpha 6000
Abgesehen von diesen Assistenten bietet die A6000 natürlich alle Automatiken und Einstellmöglichkeiten, die sich Hobby-Knipser wie auch ambitionierte Fotografen wünschen. Schön dabei: die Vollautomatiken lassen sich anpassen, einstellen können Sie zum Beispiel die Belichtung oder die Farbwiedergabe. Oder nehmen Sie ganz entspannt mit einem der elf Motivprogramme auf, mit der sich die Kamera blitzschnell auf die jeweilige Situation einstellen lässt. Zudem bietet die A6000 einen ganzen Strauß an Effektprogrammen. Schade ist nur, dass Sie die Bildeffekte vor der Aufnahme festlegen müssen, nachträglich anwenden lassen sie sich nicht. Überhaupt bietet die A6000 im Vergleich zur Konkurrenz sehr wenige Möglichkeiten zur nachträglichen Bildbearbeitung, nicht einmal RAW-Dateien lassen sich schnell ins JPEG-Format überführen.
Im Videobetrieb weiß die A6000 ebenfalls zu gefallen. Sie zeichnet in Full-HD mit maximal 60 fps auf, auch schnelle Bewegungen werden also flüssig dargestellt. Den Ton nimmt die A6000 in Stereo auf, für besonders hochwertige Tonaufnahmen lässt sich ein externes Mikrofon über den Zubehörschuh anschließen. Dieser nimmt wahlweise auch ein Systemblitzgerät auf, sollte die Leistung des kleinen Bordblitzes nicht ausreichen. Drahtlose Blitzsteuerung beherrscht die A6000 auch, allerdings kann der Bordblitz dabei nicht als Steuergerät dienen.

Seitenansicht der A6000
Leistung
Die A6000 schießt bei Bedarf Bildserien mit bis zu elf Fotos per Sekunde – so schnell ist keine andere Kamera ihrer Klasse, und zwar mit Abstand. Noch beeindruckender ist allerdings, dass sie dabei sogar den Autofokus mitführen kann. Das schaffen sonst nur DSLRs vom Schlage einer Nikon D4S, und die kostet über 6.000 Euro! Allerdings ist es etwas kniffelig, den Autofokus der A6000 für rasante Sport- und Action-Aufnahmen richtig einzurichten. Ist diese Hürde aber genommen, erweist sich die Alpha 6000 als wahre Schnappschusskönigin, der es fast immer gelingt, den entscheidenden Moment einzufangen. Das gilt übrigens nicht nur für Fotoaufnahmen, auch beim Videodreh kann der flotte und treffsichere Autofokus begeistern.
So rasant die A6000 bei Serienbildern zur Sache geht, ihr internes Speichersystem stößt dabei schnell an seine Grenzen. Dann heißt es warten. Denn bevor die A6000 nicht das letzte Bit aus dem Pufferspeicher auf die Speicherkarte übertragen hat, geht nichts. Während die Speicherzugriffskontrolle blinkt, sind keine weiteren Aufnahmen möglich, ebenso wenig können Sie die frischen Fotos betrachten.
Wiedergabe und Konnektivität
Auf Wunsch geht die A6000 via WiFi ins Netz und eröffnet damit eine Reihe weiterer Möglichkeiten. Ist die Kamera mit einem Smartphone oder Tablet verbunden, lässt sie sich vom Mobilgerät aus fernsteuern auch die Bilddateien landen bei Bedarf gleich auf dem Mobilgerät. Ebenso einfach schickt die A6000 Bilder drahtlos auch an einen Rechner. Vom Smartphone oder Rechner aus lassen sich die Aufnahmen dann unverzüglich weiterleiten, etwa per E-Mail oder in ein soziales Netzwerk.
Die Sony Alpha 6000 wartet aber noch mit einer anderen Spezialität auf: Ihr Funktionsumfang lässt sich per „Camera Apps“ erweitern, fast wie bei einem Smartphone. Teilweise gibt es diese Apps kostenlos, maximal kosten sie rund zehn Euro. Auf diese Weise rüsten Sie Funktionen nach, die der A6000 von Haus fehlen. Etwa mit der App „Foto Retusche“, die die A6000 um schmerzlich vermisste Funktionen zur nachträglichen Bildbearbeitung erweitert.
Bildqualität
Äußerlich hat die A6000 viel Ähnlichkeit mit der NEX-6, unter der Haube steckt jedoch ein Bildsensor, der mit 24 Megapixel so hoch auflöst wie der der NEX-7. Sony hat diesen Sensor im APS-C-Format indes nach eigenen Angaben neu entwickelt. Konnte schon die Bildqualität der Vorgängermodelle begeistern, so legt Sony mit der A6000 nochmals eine Schippe drauf. Trotz der hohen Pixeldichte verträgt die Kamera auch sehr hohe Empfindlichkeitseinstellungen bis ISO 6400 ohne schwerwiegende Nebenwirkungen für die Bildqualität. Zwar geht die Detailtreue bei einer derart hohen ISO-Zahl zurück, doch die Rauschunterdrückung arbeitet gut und bügelt längst nicht alle Feinheiten des Motivs mit dem Rauschen weg.

Beispielaufnahme 1

Beispielaufnahme 2
Bei niedriger und moderater Empfindlichkeit liefert die A6000 sogar Bildergebnisse, die selbst professionellen Ansprüchen gerecht werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie die Kamera mit einem hochwertigen Objektiv ausstatten. Das Kit-Objektiv zählt nicht unbedingt dazu, erledigt seinen Job jedoch ordentlich; für den Hausgebrauch erfüllt es seinen Zweck auf alle Fälle. Dabei hilft sicherlich auch, dass die A6000 Fehlleistungen der Optik elektronisch korrigiert. Anspruchsvolle Fotografen, die vorwiegend im RAW-Format aufzeichnen, kommen je nach Software nicht in den Genuss dieser Korrektur und sollten ihrer A6000 besser mit hochwertigen Objektiven ausstatten.
Doch ganz gleich, welche Optik an der Alpha 6000 angesetzt ist: Die Kamera gefällt stets mit einer sehr differenzierten Kontrast- und Farbwiedergabe. Wenn es darauf ankommt, fängt sie auch noch feinste Nuancen ein, dabei wirken die Farben eher zurückhaltend als übertrieben bunt. Und dank der sehr hohen Auflösung von 24 Megapixel sparen Sie sich unter Umständen sogar die Anschaffung eines teuren Teleobjektivs. Wird bei reduzierter Auflösung der Digitalzoom aktiviert, fertigt die A6000 einfach eine Ausschnittsvergrößerung an, die immer noch genügend Pixel für den hochwertigen Druck enthält.
Fazit
Die Sony Alpha 6000 bietet eine sehr hohe Serienbildrate, wobei der Autofokus die Schärfe für jedes Bild pfeilschnell nachführt. In dieser Hinsicht kann ihr keine andere Kamera ihrer Klasse das Wasser reichen. Aber auch bei der Bildqualität spielt die A6000 ganz vorne mit, vor allem wenn sie mit einem hochwertigen Objektiv versehen wird. Für den Hausgebrauch reicht das Kit-Objektiv jedoch völlig. Somit entpuppt sich die A6000 als die Systemkamera der gehobenen Mittelklasse mit dem derzeit besten Preis-/Leistungsverhältnis. Dass Sony diese Leistung für einen derart günstigen Preis anbieten kann, merkt man kaum. Der elektronische Sucher ist trotz mäßiger Auflösung sehr gut, das Kunststoffgehäuse wirkt auf keinen Fall billig. Auch bei der Ausstattung gibt es fast nichts zu kritisieren, die Kamera überzeugt mit praktischen Assistenzfunktionen. Dass Sony aber die elektronische Wasserwaage eingespart hat, schmerzt doch ein bisschen.