Samsung NX30 Testbericht
Redaktion, 13. November 2014Samsung war der erste Hersteller, der seine Systemkameras via WiFi ins Netz brachte. Doch bei den fotografischen Fähigkeiten hinkten die Kameras aus Korea der Konkurrenz etwas hinterher. Das will Samsung mit der NX30 nun nachhaltig ändern. Die anspruchsvolle Kamera bietet eine hohe Serienbildrate, einen schnellen Autofokus sowie ein ausgeklügeltes Blitzsystem – zumindest auf dem Papier. Aber kann die NX30 in der Praxis die Versprechen auch halten, die sie im Prospekt gibt?
Inhaltsverzeichnis
Design und Verarbeitung
Eine ausgewiesene Schönheit ist die NX30 nicht gerade: Für eine spiegellose Systemkamera ist sie ungewöhnlich groß und sieht schon eher nach einer ausgewachsenen DSLR aus. Doch der ausgeprägte Buckel auf der Oberseite beherbergt kein Pentaprisma sondern einen elektronischen Sucher, der sich trickreich nach oben klappen lässt. Das Gehäuse besteht weitgehend aus stabilem Kunststoff, es macht einen robusten Eindruck. Die Schnittstellen hat Samsung mit Klappen versehen und nicht etwa mit fummeligen Gummistöpseln.

Die NX30 ist nicht gerade eine Schönheit
Ergonomie und Bedienung
Obwohl die Samsung NX30 recht massiv wirkt, ist sie keineswegs ein Schwergewicht. Mit rund 480 Gramm wiegt sie kaum mehr als die deutlich zierlichere Sony A6000. Im Einsatz erweist sich ihre üppige Form durchaus als Vorteil: Dank ihres weit nach vorne gezogenen Handgriffs liegt die NX30 hervorragend in der Hand. Die wichtigsten Bedienelemente lassen sich gut vom Daumen oder Zeigefinger erreichen, sodass sich die NX30 auch beim Blick durch den Sucher sicher umkonfigurieren lässt. Samsung hat die NX30 mit einem zusätzlichen Einstellrad für den Bildfolgemodus versehen, bei Bedarf schalten Sie damit blitzschnell zwischen Einzelbild- und Serienaufnahmen, Belichtungsreihen oder dem Selbstauslöser um.
Der elektronische Sucher der NX30 ist eine wahre Pracht. Er löst sehr fein auf, das Sucherbild ist klar und gestochen scharf. Hinzu kommt: Der Sucher lässt sich ein Stück herausziehen und dann um fast 90 Grad nach oben klappen. So gelingen auch Aufnahmen in Bodennähe, ohne dass Ihre Hose schmutzig wird. Noch flexibler lässt sich das rückwärtige Display ausrichten. Es schwenkt nach links aus und kann zusätzlich in der Horizontalen gedreht werden. Für Brillenträger ist das Sucherbild allerdings etwas klein, doch dank einer Dioptrienkorrektur an der Austrittspupille können Sie auch ohne Sehhilfe in den Sucher blicken.

Dank des vorgezogenen Handgriffs liegt die NX30 gut in der Hand
Die Samsung NX30 lässt sich nach etwas Einarbeitungszeit einfach bedienen. Etwa über das berührungsempfindliche Display: einfach die gewünschte Funktion antippen und dann mit einem weiteren Fingertipper einstellen. Das geht flott, hat nur einen Nachteil: Das Display verschmutzt sehr schnell, im hellen Sonnenschein ist dann kaum noch etwas darauf zu erkennen. Gut, dass Samsung mit der „i-Function“-Funktion eine pfiffige Alternative bietet. Dabei wird der Fokusring am Objektiv zu einem weiterten Steuerring, mit dem Sie die wichtigsten Aufnahmeparameter blitzschnell ändern. Leider weisen nicht alle Objektive von Samsung eine i-Function-Steuerung auf. Das Hauptmenü der NX30 werden Sie nur sehr selten aufrufen müssen. Falls doch einmal, findet man sich darin leicht zurecht, alles ist gut gegliedert, auf Wunsch blendet die Kamera einen knappen Hilfetext zu aktuell gewählten Funktion ein.
Ausstattung und Funktionen
Wie es sich für eine Systemkamera der gehobenen Mittelklasse gehört, hat Samsung die NX reichhaltig ausgestattet. Das gilt sowohl für unbedarfte Fotografen, die auf Knopfdruck vorzeigbare Aufnahmen wünschen, wie auch für Fotografen mit größeren Ambitionen. Wie heute üblich, wartet die NX30 mit einer intelligenten Vollautomatik auf, die die jeweilige Aufnahmesituation erkennt und die Kamera darauf einstellt. Wer sich nicht völlig auf diese Automatik verlassen möchte, kann der NX30 eines von 16 Motivprogrammen vorgeben. Zudem hat die NX30 eine Reihe nützlicher Sonderfunktionen an Bord. Etwa eine HDR-Automatik, die Motive mit sehr starkem Helligkeitsunterschiede meistert, oder einer Schwenkpanoramafunktion. Zudem gibt es viele Effektoptionen, mit denen Sie Ihre Aufnahmen interessant verfremden können.

Display und Bedienelemente an der Rückseite
Die NX30 ist mit einem kleinen Bordblitz ausgerüstet, der bei Bedarf aus dem Sucherbuckel springt. Zusätzlich gibt es einen klassischen Blitzschuh zum Anschluss eines externen Blitzgeräts. Erstmals lässt sich mit der NX30 ein geeignetes Systemblitzgerät auch drahtlos auslösen, der Bordblitz übernimmt dann die Funktion des Steuergeräts. Ferner beherrscht die NX30 High-Speed-Synchronisation, Aufnahmen sind also selbst bei Verschlusszeiten kürzer als die eigentliche Blitzsynchronzeit möglich.
Auf der Höhe der Zeit sind die Videofunktionen der NX30. Die Kamera filmt standesgemäß in Full-HD-Auflösung mit 60 Vollbildern pro Sekunde, zur Tonaufzeichnung dient ein internes Stereomikrofon. Über den Zubehörschuh lässt sich aber auch ein externes Mikro anschließen. Wer will, kann jede Video-Aufnahme über Schwarz ein- und/oder ausblenden – eine pfiffige Funktion, die Nachbearbeitungszeit sparen hilft.
Leistung
Als Achillesferse erweist sich bei Systemkameras oft das Autofokussystem. Es ermittelt die korrekte Entfernungseinstellung per Kontrastmessung auf dem Bildsensor. Das Verfahren ist sehr genau, aber in der Regel auch deutlich langsamer als der Phasenvergleichs-AF einer DSLR. Samsung hat die NX30 daher mit einem Hybrid-AF versehen. Dabei sollen zusätzliche Phasenvergleichssensoren direkt auf dem Bildwandler das Scharfstellen spürbar beschleunigen. In der Praxis arbeiten jedoch Phasenvergleich- und Kontrastmessung bei der NX30 noch nicht perfekt zusammen. Man sieht förmlich im Sucher, wie die Kamera zunächst grob scharfstellt und dann noch einmal nachreguliert. Das kostet natürlich Zeit und so braucht die NX30 spürbar länger zum Scharfstellen als etwa die Sony A6000.
Für einen gelegentlichen Schnappschuss ist der Autofokus der NX30 auf alle Fälle flott genug. Soll aber der Fokus bei Serienbildern nachgeführt werden, dauert es zu lange, bis die Kamera für das nächste Bild scharf gestellt hat. Folge ist: die Serienbildrate bricht mit Nachführ-AF kräftig ein. Dabei ist die NX30 an sich eine schnelle Kamera: Sie schießt Serienbilder mit fast acht Bildern pro Sekunde, auch auf Benutzereingaben reagiert sie ausgesprochen direkt.

Und noch die Obenansicht...
Wiedergabe und Konnektivität
Samsung war der erste Hersteller, der eine Systemkamera mit WiFi-Funktionen versehen hat. Bei der NX30 wurde die Netzwerkfunktionen nun erweitert und verbessert. Die Kamera beherrscht NFC. Um sie mit einem Mobilgerät zu verbinden, reicht es, Kamera und Tablet oder Smartphone aneinander zu halten. Sobald die Verbindung steht, eröffnen sich Ihnen eine Reihe interessanter Möglichkeiten. So lässt sich die NX30 vom Mobilgerät aus fernsteuern, das Sucherbild erscheint dann auf dem Display des Smartphones oder Tablets. Wahlweise überträgt die NX30 jede Aufnahme direkt aufs Mobilgerät oder einem Rechner im Netzwerk, von dort aus lassen sie sich dann weiter verteilen, etwa per E-Mail oder in ein soziales Netzwerk.
Sehr schön ist auch, dass die NX30 im Wiedergabemodus eine Reihe von Bildbearbeitungsfunktionen bereithält. So können Sie eine Aufnahme, die nicht perfekt gelungen ist, direkt in der Kamera optimieren – und müssen sie nicht erst auf einen Rechner übertragen. Und wer gerne im RAW-Format aufzeichnet, wird sich darüber freuen, dass sich diese ebenfalls direkt in der NX30 entwickeln und als JPEG-Aufnahmen speichern lassen.
Bildqualität
Etwas mehr als 20 Megapixel löst der Bildsensor im APS-C-Format der Samsung NX30 auf. Für eine gute Bildqualität ist das mehr als genug. Entscheidend dafür ist neben der Megapixelzahl aber auch, wie gut die interne Bildaufbereitung die Rohdaten verarbeitet. In diesem Punkt patzte Samsung in der Vergangenheit jedoch etwas.

Beispielaufnahme 1

Beispielaufnahme 2
Die NX30 demonstriert nun eindringlich, wie sehr die Ingenieure in Korea dazu gelernt haben. Die Samsung NX30 liefert eine sehr gute Bildqualität, nur bei allerhöchsten ISO-Stufen hat die etablierte Konkurrenz noch leicht die Nase vorn. Bis hinauf zu ISO 3200 kann die NX30 aber locker mithalten, wobei ihre Rauschunterdrückung etwas kräftig arbeitet und so mit dem Bildrauschen auch das eine oder andere Detail verschluckt. Gut ist auch der Kontrastumfang der Kamera, kontrastreiche Motive stellen sie kaum vor Probleme. Die Bildabstimmung bleibt dabei immer angenehm zurückhalten, mit einer natürlichen, eher warmen Farbwiedergabe.
Auch das Kitobjektiv macht eine gute Figur. Es löst sehr hoch auf, zumindest im Bildzentrum. Zu den Bildrändern hin nimmt das Auflösungsvermögen jedoch deutlich ab, für Architektur- oder Landschaftsaufnahmen ist das 3,1fach-Zoom nicht ganz so gut geeignet. Weniger schön ist ferner, dass das Kit-Objektiv deutlich ausgeprägte Farbsäume an Kontrastkanten außerhalb des Bildzentrums produziert. Glücklicherweise hat Samsung für das NX-Bajonett inzwischen rund ein Dutzend Wechselobjektive im Programm, darunter hochwertige Festbrennweiten sowie besonders flache Pancake-Objektive. Somit bietet die NX30 auch für anspruchsvolle Fotografen beste Voraussetzungen für Fotos mit einer exzellenten Bildqualität.
Fazit
Mit der NX30 bietet Samsung eine Systemkamera, die Gelegenheitsfotografen wie auch Fotografen mit gesteigerten Ansprüchen zu begeistern weiß. Ihr wuchtiges Gehäuse verlangt zwar unterwegs nach einer Fototasche, dafür liegt die NX30 hervorragend in der Hand. Hervorragend ist auch die Bedienung, die durch einen Touchscreen und die pfiffige i-Function-Funktion sehr erleichtert wird. Hinzu kommt ein elektronischer Sucher, der sich nach oben klappen lässt. Wenig Anlass zur Kritik gibt die Bildqualität, nur bei Empfindlichkeitsstufen über ISO 3200 schwächelt die NX30 etwas. Als Pionier in Sachen Kameras mit WiFi hat Samsung auch die NX30 reichhaltig mit Funktionen zur drahtlosen Bildübertragung und Fernsteuerung versehen. Getrübt wird das insgesamt positive Bild der NX30 nur vom Autofokus, der etwas zu lange zum Scharfstellen braucht. Für Sport- und Actionfotografen eignet sich derzeit die Sony A6000 besser, ansonsten ist die Samsung NX30 rundum zu empfehlen.