Ratgeber: Worauf muss ich beim Kauf einer Systemkamera achten?
Systemkameras kombinieren die Vorteile von Kompakt- und Spiegelreflexkamera. Da kein Spiegelkasten verbaut ist, sind Systemkameras vergleichsweise kompakt, bieten durch Wechselobjektive und Software dennoch ein hohes Maß an Bildqualität und Individualisierbarkeit. Die Bildqualität ist dank APS-C-Sensor und Wechselobjektiven im Foto- und Videomodus überraschend hoch. Worauf Sie beim Kauf einer spiegellosen Kamera achten sollten, wird im folgenden Ratgeber geklärt.
▪ Sensorgröße und Qualität beachten
Kompakte Systemkameras verfügen meist über einen APS-C-Sensor, welcher 17,3 x 13 Millimeter oder 23,5 x 15,6 Millimeter misst. Bei gleicher Pixelzahl ist ein Sensor mit größerer Fläche vorteilhaft, denn hier müssen sich die einzelnen Bildpunkte weniger dicht aneinander drängen. Der Vorteil: Details sind besser sichtbar, Bildrauschen oder andere qualitätsmindernde Faktoren werden reduziert. Lassen Sie sich also nicht von vielen Megapixeln blenden, sondern achten Sie auch auf die Art und Größe des verbauten Sensors. Auch mit 12-Megapixel-Sensoren lassen sich gute Resultate erzielen, wenn Sensor und Objektiv hochwertig sind. 16 Megapixel oder mehr lohnen sich nur, wenn man Bilder im Großformat drucken möchte. Für Drucke im Format DIN A4 oder darunter spielt die Anzahl der Bildpunkte nur eine sehr geringe Rolle.
▪ Welche Wechselobjektive können angebracht werden?
Systemkameras erlauben die Nutzung von Wechselobjektiven eines Herstellers, die je nach Brennweite und Bauart für verschiedene Aufgaben besser oder schlechter geeignet sind. Während Weitwinkelobjektive für Landschaftsaufnahmen und Architektur geeignet sind, eignen sich Teleobjektive für Tierfotografie oder generell weit entfernte Objekte. Objektive mit einer Brennweite von 50 bis 100 Millimeter gemessen am Kleinbildformat sind beispielsweise für Portraits gut geeignet, Makroobjektive haben Stärken in der Makrofotografie und teils auch bei Portraits. Zoomobjektive decken ein breites Brennweitenspektrum ab, sie sind deshalb auf Reisen oder als Einstieg in die Fotografie gut geeignet. Prüfen Sie vor dem Kauf immer, welche Objektive der Hersteller anbietet und ob diese für den geplanten Zweck geeignet sind.
Generell bieten die führenden Hersteller ein unglaublich breites Objektivportfolio, allerdings unterscheiden sich oftmals technische Details. So unterscheiden sich bei verschiedenen Herstellern die Material- und Verarbeitungsqualität, Bildstabilisator, Lichtstärke, die Abbildungsleistung, Wetterfestigkeit und auch der Preis. Wechselobjektive werden von den meisten Herstellern wie Sony, Samsung oder Olympus angeboten.
▪ Lichtempfindlichkeit (ISO) und Blitz
Die Lichtempfindlichkeit einer Systemkamera ist bedingt wichtig. Ein hoher ISO-Wert ermöglicht auch Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Blitz, führt allerdings zu Bildrauschen. In der Praxis wird man mit ISO 25.600 nicht glücklich werden, auch wenn die Hersteller sich das wünschen. Verwenden Sie bei schlechtem Licht besser einen Aufsteckblitz oder den integrierten Blitz der Kamera, statt den ISO-Wert buchstäblich ins Unendliche hochzuschrauben. Hier handhabt es jeder Hersteller anders: Während manche Systemkameras einen integrierten Blitz besitzen, muss dieser als Aufsteckblitz bei anderen Herstellern hinzugekauft werden – das ist nicht immer günstig.
▪ Display
Je nach Hersteller gibt es auch bei den Displays der Systemkameras große Unterschiede. Wichtig ist nicht nur die Größe des Displays, sondern auch die Auflösung und Ablesbarkeit bei Sonnenlicht. Sollten Sie eine möglichst intuitive Bedienung bevorzugen, könnte ein Touch-Display die richtige Wahl sein. Schwenkbare Displays eignen sich bei Foto- und Videoaufnahmen aus schwierigen Blickwinkeln hervorragend.
▪ Serienbilder und Dateiformat
Wenn Sie actionreiche Szenen fotografieren möchten, ist ein schneller Serienbildmodus wichtig. Vergleichen Sie, wie viele Bilder verschiedene Kameras pro Sekunde schießen können. Auch das Dateiformat ist wichtig: Nicht nur das komprimierte JPEG-Format sollte unterstützt werden, sondern auch das unkomprimierte und verlustfreie RAW-Format. Das Fotografieren im RAW-Format hat seine Vorzüge, es wird zwar mehr Speicherplatz benötigt, allerdings sind RAW-Aufnahmen verlustfrei und dadurch besser zu bearbeiten.
▪ Bedienbarkeit: Intuitiv und durchdacht soll sie sein
Eine intuitive und weitreichende Bedienbarkeit sollte bei einer Systemkamera möglich sein. Achten Sie auf die Anzahl und Positionierung der haptischen Bedienelemente. Sie sollten sinnvoll positioniert sein und Zugriff auf die wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten bieten. Dabei sollten nicht nur die für Einsteiger wichtigen Automatikmodi, sondern auch die für fortgeschrittene Anwender unabdingbaren manuellen Einstellmöglichkeiten gut erreichbar sein. Ein Moduswahlrad oder Touchscreen kann maßgeblich zu einer angenehmen Bedienbarkeit beitragen.
▪ Akkulaufzeit und Speicherkarten
Insbesondere auf Reisen oder bei ausgiebigen Städtetouren ist ein ausdauernder Akku wichtig. Prüfen Sie deshalb die vom Hersteller angegebene Akkulaufzeit in Bezug auf Fotos, Fotos mit Blitz und Video. Auch der Preis für einen zusätzlichen Akku und die Ladezeit sind nicht zu verachten. Achten Sie auch auf die Art der Speicherkarte, eine SD(HC)-Karte wird für die meisten Anwender passend sein.
▪ Videofunktion: Full-HD-Aufnahmen
Neben der Bildqualität ist auch die Videofunktion für viele Nutzer wichtig. Prüfen Sie deshalb, ob die Systemkamera Videoaufnahmen in Full HD 1080p (1.920 x 1.080 Pixel) ermöglicht. Gute Modelle unterstützen beispielsweise eine Aufnahme mit 24 oder 60 Bildern pro Sekunde. Auch die Qualität des integrierten Mikrofons ist wichtig. Für anspruchsvollere Nutzer ist darauf zu achten, dass ein externes Stereo-Mikrofon angeschlossen werden kann, dessen Pegel sich über das Kameramenü anpassen lässt.
▪ Autofokus: schnell und zuverlässig?
Sitzt der Autofokus zuverlässig und ist schnell? Generell ist nicht nur die Anzahl der Autofokussensoren wichtig, sondern auch die Bauart. Kreuzsensoren sind deutlich zuverlässiger als Liniensensoren – auch eine Mischung beider Sensortypen ist möglich.
▪ Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen
Natürlich spielt der Kaufpreis auch eine wichtige Rolle. Vergleichen Sie die Ausstattung verschiedener Systemkameras in Bezug auf ihren Preis. Generell ist es langfristig gesehen aber lohnenswerter, Geld in hochwertige Objektive zu investieren anstatt in ein Kameragehäuse. Trotzdem sollte eine Systemkamera Ihre Ansprüche erfüllen und eine solide Basis sein, um ansprechende Foto- und Videoaufnahmen machen zu können. Vergessen Sie aber eines nicht: Auch wenn tausende Euro in ein System investiert werden, ist es kein Garant für interessante Aufnahmen. Erfahrung und Kreativität sind nur einige Faktoren, die bei der Fotografie entscheidend sind. Die Technik dazu ist quasi das Werkzeug des Fotografen, Einsteiger können sich zu Anfang beispielsweise auf eine solide Systemkamera und ein Zoomobjektiv oder ein bis zwei Festbrennweiten festlegen. Aktuelle Systemkameras, die empfehlenswert sind, sind etwa die Canon EOS M, die Sony NEX-Serie, die Nikon 1, die Panasonic Lumix-Serie, die Olympus Pen,-Serie und die Samsung NX1000.
▪ Checkliste für den Kauf einer Systemkamera
- Welches Wechselobjektiv ist im Lieferumfang enthalten, welche sind optional erhältlich?
- Sollte ich nur das Kameragehäuse kaufen und evtl. ein anderes Objektiv dazu?
- Wie gut ist die Lichtempfindlichkeit der Kamera? Ist ein Blitz im System integriert?
- Welche Anforderungen stelle ich an das Display? Ist es auch bei Lichteinfall gut ablesbar?
- Ist die Material- und Verarbeitungsqualität gut? Wie liegt die Systemkamera in der Hand?
- Habe ich an das nötige Zubehör gedacht (z.B. Stativ, Tasche, Gegenlichtblende, Zusatzakku, Speicherkarte, etc.)?
- Überzeugen mich das Bedienkonzept und die Menügestaltung?
- Ist die Akkulaufzeit ausreichend für mich?
- Ist die Videofunktion hochwertig? Möchte ich ein externes Stereo-Mikrofon mit regelbarem Pegel anschließen?
- Ist der Autofokus schnell und präzise? Welcher Autofokus wird verwendet?
- Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis? Wie hoch ist mein Budget?