Panasonic GH4 Testbericht
Redaktion, 13. November 2014Die Panasonic GH4 richtet sich nicht nur an Fotografen, sondern ausdrücklich auch an anspruchsvolle Videofilmer. Sie ist die erste Systemkamera, die Videos in 4K-Auflösung aufnimmt – und das zum Bruchteil des Anschaffungspreises, der üblicherweise für 4K-Kameras aufgerufen wird. Mit den besonderen Fähigkeiten für Videofilmer führt Panasonic bei der GH4 jedoch auch Funktionen ein, die dem Fotografen willkommen sind. Etwa einen pfeilschnellen Autofokus oder die Zebra-Funktion zur punktgenauen Belichtungsmessung.
Inhaltsverzeichnis
Design und Verarbeitung
Die Lumix GH4 dürfte derzeit die größte und schwerste Systemkamera auf dem Markt sein, obwohl sie mit einem relativ kleinen Bildsensor im Micro-Four-Thirds-Format auskommen muss. Ihr Design mit einem ausgeprägten Höcker auf der Oberseite und dem weit nach vorne gezogenen Handgriff erinnert stark an eine klassische DSLR.
Als schickes Accessoire taugt die GH4 nicht, sie ist ein wuchtiges Arbeitsgerät. Und dieses hat Panasonic wie für die Ewigkeit gebaut. Das massive Magnesiumgehäuse wirkt äußerst solide, alle Knöpfe und Schnittstellen sind spritzwassersicher abgedichtet. Wem das wichtig ist, der wird gerne in Kauf nehmen, dass die GH4 bestückt mit dem Kit-Objektiv LUMIX G Vario 14-140mm 3.5-5.6 fast 900 Gramm wiegt.

Das Design der Panasonic GH4
Ergonomie und Bedienung
Die GH4 sieht nicht nur aus wie eine professionelle DSLR, sie fühlt sich auch so an. Der stark ausgeformte Handgriff sowie ein weniger kräftig gewölbtes Pendant auf der Rückseite, lassen die Kamera fest und sicher in der Hand liegen. Allerdings sind nur das Front- und Daumenrad bequem zu erreichen, für die meisten anderen Bedienelemente muss man umgreifen. Das Bedienkonzept ist klar und schlüssig: Gleich fünf Tasten lassen sich mit einer Funktion Ihrer Wahl belegen, der Bildschirm ist berührungsempfindlich, viele der auf dem Display gezeigten Parameter lassen sich direkt ändern. Hinzu kommt ein eigenständiges Rad für den Bildfolgemodus. Und wie es sich für eine professionelle Kamera gehört, hat Panasonic das große Moduswählrad mit einer Sperre versehen, die es gegen versehentliches Verstellen schützt.

Die Kamera liegt fest und sicher in der Hand
Beim Blick durch den elektronischen Sucher der GH4 kommt Freude auf. Das Sucherbild ist ausgesprochen groß, klar und detailliert, nur die Farben dürfte gerne noch naturgetreuer wiedergegeben werden. Insgesamt ist der Sucher der GH4 dem einer DSLR ebenbürtig, in dunkler Umgebung kann man das elektronisch erzeugte Sucherbild sogar besser erkennen. Alternativ lässt sich das Sucherbild auf dem Display betrachten, das sich nach oben und unten klappen lässt sowie zur Seite geschwenkt werden kann. Die Schnittstellen der GH4 hat Panasonic unter Gummiklappen verborgen, die sich einigermaßen gut öffnen und schließen lassen. Das Speicherkartenfach wird von einer robusten Klappe geschützt.
Ausstattung und Funktionen
Allen anderen Systemkameras hat die GH4 ihre Videofähigkeiten voraus. Sie ist derzeit die einzige Kamera ihrer Klasse, die in 4K-Auflösung filmt. Entweder in professionellem „Cinema 4K“ mit 4.096 x 2.160 Pixeln oder im massentauglichen „4K Ultra HD“ mit 3.840 x 2.160 Pixeln. Die Bildrate beträgt bei diesen immensen Auflösungen maximal 30 Bilder/s (fps), die Auflösung der Filmbilder entspricht etwa der eines 8-Megapixel-Fotos.
Für Video-Enthusiasten ist ferner interessant, dass sich bei der Lumix GH4 praktisch alles manuell einstellen lässt. Der Ton kann von Hand ausgesteuert werden, zudem generiert die Kamera Testtöne und Farbsignale, um externe Aufzeichnungsgeräte exakt kalibrieren zu können. An diese reicht die Kamera das Videosignal unkomprimiert weiter, intern zeichnet sie mit einer sehr hohen Datenrate von 100 Mb/s auf. Wenn es etwas weniger sein darf, nimmt die GH4 natürlich auch in Full-HD auf, dann schafft sie sogar 100 fps, was sehr saubere 4fach-Zeitlupen ermöglicht.

Die Knöpfe und Regler an der Oberseite
Wer mit der GH4 einfach nur fotografieren möchte, findet alle nötigen Funktionen dazu bei der Kamera. Fast zumindest, denn auf frei wählbare Motivprogramme verzichtet Panasonics Flaggschiff. Eine intelligente Vollautomatik für den schnellen Schnappschuss zwischendurch hat sie jedoch an Bord. Zudem gibt es 22 Effektoptionen, die meisten davon funktionieren übrigens auch bei Videoaufnahmen.
Bei Bedarf hilft die Lumix GH4 mit einer HDR-Automatik kontrastreiche Motive perfekt wiederzugeben. Erfahrene Fotografen können die interne Bildaufbereitung weitereichend anpassen und so großen Einfluss auf das Bildergebnis nehmen. Wer lieber von Hand scharf stellt, wird von der GH4 dabei kräftig unterstützt: Fokus-Peaking markiert Kontrastkanten in der Schärfeebene, noch genauer stellen Sie manuell mit der Fokuslupe scharf.
Panasonic hat die Lumix Gh4 reichhaltig mit Schnittstellen ausgestattet. Sogar eine PC-Buchse zum Anschluss einer Studio-Blitzanlage fehlt nicht. Alternativ nimmt die Kamera ein Systemblitzgerät auf, hat aber auch einen kleinen Bordblitz zu bieten. Für professionelle Tonaufnahmen lässt sich ein XLR-Adapter anschließen, der den Kontakt zu Mikrofonen mit Phantomspeisung herstellt.
Leistung
Lange Zeit galten spiegellose Systemkameras einer klassischen DSLR in einem Punkt unterlegen: bei der Autofokusgeschwindigkeit. Doch das ist endgültig passé, die GH4 stellt rasend schnell scharf. Das gilt jedoch nur bei Einzelaufnahmen. Soll die GH4 beim Videodreh die Schärfe automatisch nachführen, dauert es einen Wimpernschlag, bis sie eine geänderte Motiventfernung erkannt hat. Dann aber arbeitet der Autofokus wieder fix und reguliert die Entfernungseinstellung ohne lästiges Hin- und Herpumpen nach.
Panasonic GH4 (7 von 7)Bei Serienbildaufnahmen geht die Lumix GH4 mit 12 fps in voller Auflösung flott zur Sache, bei reduzierter Bildauflösung sind noch höhere Bildraten möglich. Allerdings führt sie bei diesen hohen Bildraten den Fokus nicht nach. Ist das gewünscht, sinkt die Bildrate auf immer noch beachtliche 7 fps. Überhaupt ist die Kamera äußerst fix. Nach dem Einschalten ist sie sofort aufnahmebereit, auf Befehlseingaben reagiert die GH4 flüssig und ohne zu zögern.

Und die Hinterseite der GH4
Wiedergabe und Konnektivität
Wie es sich für eine zeitgemäße Systemkamera gehört, ist auch die GH4 mit einer WiFi-Funktion ausgestattet. Genau genommen sind es mehrere, denn die GH4 lässt sich via WiFi fernsteuern, sie überträgt die Aufnahmen per Funk aufs Mobilgerät und bezieht auf Wunsch GPS-Daten vom Smartphone, um die Aufnahmen mit Ortkoordinaten zu versehen.
Bei den Wiedergabefunktionen geizt die GH4 ebenfalls nicht. Sie kann RAW-Dateien in JPEG-Fotos konvertieren, bietet reichhaltige Diashow-Möglichkeiten und erlaubt es sogar noch nachträglich, Aufnahmen mit Standortdaten zu versehen. Videos lassen sich direkt in der Kamera schneiden oder zu Zeitrafferfilme komprimieren.
Bildqualität
Wie alle Kameras nach dem Micro-Four-Thirds-Standard muss auch der Bildsensor der GH4 mit einer relativ kleinen Fläche auskommen, der Bildwandler ist nur halb so groß wie ein Vollformatsensor. Damit die Pixeldichte nicht zu hoch wird, bescheidet sich die Lumix GH4 mit 16 Megapixel Auflösung. Das ist in der Regel mehr als genug, die Reserven für Ausschnittsvergrößerungen sind allerdings etwas geringer als bei noch höherer Sensorauflösung.

Beispielaufnahme 1

Beispielaufnahme 2
Aufnahmen mit dem Kit-Objektiv DMC-GH4 mit Panasonic Lumix G Vario 14-140 mm 3.5-5.6 Asph Power O.I.S wirken nicht ganz so scharf und detailliert, wie man es vielleicht von einer 16-Megapixel-Kamera erwarten würde. Zudem produziert das Objektiv sichtbare Farbsäume an Kontrastkanten. Doch bei Objektiven mit einem 10fach-Zoom ist diese etwas eingeschränkte Abbildungsleistung nicht ungewöhnlich. Für beste Bildergebnisse sollten Sie die Lumix GH4 mit einem hochwertigen Objektiv ausstatten. Die hat nicht nur Panasonic im Angebot, es passen auch Objektive von Olympus.
Die Bildqualität der Kamera ist dagegen ohne Fehl und Tadel. Bis hinauf zu ISO 3200 sind die Aufnahmen bei voller Auflösung gut zu gebrauchen. Bildrauschen wird zwar dann schon leicht sichtbar, die Detailwiedergabe leidet jedoch noch nicht darunter. Zudem unterdrückt die GH4 vor allem großflächiges Rauschen wirkungsvoll, das visuell meist als angenehm empfundene, kleinkörnige Rauschen stört weniger in den Aufnahmen.
Für eine Kamera mit professionellem Anspruch ist die Tonwertwiedergabe etwas knackig abgestimmt. Die einen werden es begrüßen, wer seine Bilder jedoch gerne am Rechner nachbearbeitet, wird sich vielleicht eine etwas zurückhaltendere Abstimmung wünschen. Auf alle Fälle hat die GH4 kaum Probleme mit hohen Motivkontrasten, Spitzlichter und Schatten gibt sie fein differenziert wieder.
Mit der Farbwiedergabe nimmt es die GH4 indes nicht so ganz genau. Blautöne gibt sie mit einem Stich ins Violette wieder, Orangetöne werden über Gebühr betont. Das lässt die Bilder bisweilen ganz leicht rotstichig wirken, ein Problem, das sich allerdings mit der richtigen Einstellung des Weißabgleichs leicht in den Griff bekommen lässt.
Fazit
Wenn es um die Videofähigkeiten geht, macht keine andere Systemkamera derzeit der Panasonic Lumix GH4 etwas vor. Nicht nur, dass die GH4 in 4K-Auflösung filmt, auch die Ausstattung mit Videofunktionen ist sehr reichhaltig. Das heißt aber nicht, dass die GH4 kein guter Fotoapparat wäre – im Gegenteil: Design, Ergonomie und Funktionsumfang richten sich zweifelsohne an anspruchsvolle Fotografen. Dabei ist die GH4 derart robust gefertigt, dass sie auch Outdoor-Einsätze im Regenwald oder auf dem Gletscher klaglos übersteht. Die Bildqualität der GH4 gibt kaum Anlass zur Kritik, bei sehr hohen ISO-Werten produzieren jedoch Kameras mit einem größeren Sensor noch saubere Ergebnisse. Etwas schade ist, dass die GH4 derzeit nur im Kit mit dem 10fach-Zoom Lumix G Vario 14-140 mm 3.5-5.6 angeboten wird. Dieses Objektiv hat sich in der Praxis zwar als zuverlässiger Begleiter der GH4 erwiesen, seine Abbildungsleistungen könnten aber gerne etwas besser sein.